Tomaten als Kreaturverherrlichung

Bij het lezen van Viennoiseries Oostenrijks kluchtje fronste ik heel even de wenkbrauwen:

Es gibt vier Aggregatzustände

  • Fest
  • Flüssig
  • Gasförmig
  • Die Holländische Tomate

Maar niet lang, want inderdaad – de H²Obollen waar onze buren exportgewijs Noordeuropa mee verziek(t)en, zijn niet opgewassen tegen eigen kweeksels.

Toen dacht ik:

He, vreemd, Oostenrijkers spreken toch helemaal niet van “tomaten”? Dat moet iets Duits zijn, want elke Wiener zou natuurlijk Paradeiser zeggen.

Wat natuurlijk klopt. Maar leuk, leuk, wat Anabella Weismann van de Uni Olderburg in 2001 over net dit verband tussen tomaten, Eden en de fletse smaak van het Calvinisme optekende:

Wer je in eine sonnengereifte südeuropäische Tomate, frisch vom Felde gepflückt, gebissen hat, weiß wie Tomaten schmecken können. Den calvinistischen Niederlanden hingegen blieb diese Frucht bis heute ein Problem. […]

In ihrer vollkommenen äußeren Gestalt, prall, rund, sinnlich, glänzend, fleckenlos, strahlend rot, ist die holländische Tomate eine bleibende Erinnerung an das verlorene Paradies. Auch wenn man ihr präsentables Äußeres utilitaristisch rationalisierend als Verkaufsanreiz interpretiert: Sie bleibt Erinnerung an und Verlockung zu ungehemmten Sinnenfreuden, Erinnerung an ein Utopia ohne Arbeit und ohne moralische Beschränkungen. Und dann der plötzliche Wechsel von der Augenlust zur Realisierung der Begehrlichkeit im Biss hinein – der fade, wässrige, papp-styroporartige Geschmack erinnert unmittelbar an das calvinistische Zweite Gebot, das Bilderverbot, das für Luther so unwichtig war, dass er es unter das erste subsumierte: “Du sollst Dir kein Bildnis noch Gleichnis machen…”, du sollst dir nicht in deiner Phantasie eine glückliche, lustbetonte, freudvolle Welt ohne Sorgen und Schufterei ausmalen. Du sollst nicht genießen, Genuss ist Wollust, Wollust ist Sünde, Kreaturverherrlichung, Abgötterei: “Bete sie nicht an und diene ihnen nicht…” Deshalb wird in den calvinistisch geprägten Niederlanden die Tomate nicht als Objekt des Genusses, sondern als Handelsobjekt gezüchtet.

Name und äußerliche Schönheit der Tomate als Abglanz des Paradieses weisen auf das Jenseits, aber auch auf die Ursachen der Vertreibung aus dem Paradies: Der Mensch aß, von Schlange und Weib verführt, die Frucht vom “Baum des Wissens, was Gut und Böse ist” – wie es in der niederländischen wörtlichen Bibelübersetzung heißt. Und so wie das verführerische Äußere der holländischen Tomate einen Abglanz des Paradieses und der kommenden Herrlichkeit bewahrt, so erinnert der Biss hinein immer wieder erneut schmerzlich an den Sündenfall und die ewige Zweiklassengesellschaft von vielen Verdammten/reprobati und wenigen Auserwählten/electi. Und da wir nicht wissen, zu welcher Klasse wir gehören, kann die kleine Freude des Augenschmauses uns nicht über die Unsicherheit unseres Schicksals in der Ewigkeit hinwegtäuschen. Die Angst um diese Ungewissheit können wir nur – das ist der Kern der Weberschen These von der protestantischen Ethik – ‘arbeitstherapeutisch verdrängen’ durch fleißiges “Ackern” und häufen dabei ungewollt Reichtümer, die sich weiter vermehren, da wir sie nicht genießen können.

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